Mit 271 Originalabzügen wird das Œuvre von Karl Blossfeldt (1865–1932) erstmals seit zwei Jahrzehnten in diesem Umfang präsentiert. Eindrucksvoll entfaltet sich bis zum 2. Februar 2025 in der im Kölner Mediapark gezeigten Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur ein photographisches Werk, das im Kontext der Kunstausbildung entstand und erst wenige Jahre vor Blossfeldts Tod als eigenständige künstlerische Haltung entdeckt wurde. Heute zählt es zu den Klassikern der Photographiegeschichte und wird in einem Atemzug mit etwa August Sander und Albert Renger-Patzsch genannt. In der Rezeption gelten Blossfeldts Photographien vor allem als prototypisch für die Neue Sachlichkeit und das Neuen Sehen.
Die Ausstellung basiert auf den Beständen der Universität der Künste Berlin, an deren Vorgängerschule Blossfeldt selbst als Bildhauer ausgebildet wurde und wo er ab 1899 drei Jahrzehnte lang das Fach „Modellieren nach Pflanzen“ unterrichtete. Dort erarbeitete seine Pflanzenphotographien, die er als Vorlagen verwendete, um seinen Studierenden die Formenvielfalt und Details der botanischen Welt nahezubringen. Die genaue Beobachtung und die künstlerische Umsetzung der vegetabilen Formen sollten als Anregungen für Entwürfe im Bereich der angewandten Kunst und Architektur gelten.
Die Photographie war für Karl Blossfeldt ein elementares Ausdrucksmittel, das er gezielt für seine Zwecke einsetzte. Das teils stark bearbeitete Pflanzenmaterial lichtet er in vielfacher Vergrößerung und vor neutralem hell- oder dunkeltonigem Hintergrund ab. Die Aufnahmen von großer formaler Kraft, die über ihre Funktion als Lehrstücke hinaus eine vom Gegenständlichen ausgehende, in die Abstraktion führende Bildsprache formulieren. Insbesondere die noch zu Lebzeiten Blossfeldts erschienenen Publikationen „Urformen der Kunst“, 1928, und „Wundergarten der Natur“, 1932, zeigen, wie intensiv er sein Themenfeld erforschte und wie sehr er die ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten der Pflanze wie ihre rätselhaft magische Ausstrahlung wertschätzte.
Es erscheint ein umfangreicher, den Berliner Blossfeldt-Bestand vorstellender Katalog. Publikation und Ausstellung basieren auf der langjährigen Kooperation mit der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur.
zeitgleich zu sehen:
Johanna Langenhoff – Ich oder so
August-Sander-Preis 2024
© Johanna Langenhoff
Johanna Langenhoff: unarmed (resistance), 2023; aus der Serie „Ich oder so“
Johanna Langenhoff wurde für die Serie „Ich oder so“ mit dem August-Sander-Preis 2024 ausgezeichnet. Die prämierte Bildreihe, die in der parallelen Ausstellung präsentiert wird, setzt sich mit Identitätsfindung und Geschlechterzugehörigkeit auseinander.
Sehnsucht, Erinnerung und gegenwärtige Wahrnehmung sind zentrale Momente, geprägt von der Suche nach Verortung und individuellem Ausdruck. Die Motive bewegen sich zwischen (Selbst-) Porträts und Körperdarstellungen, zwischen Landschafts- und Raumausschnitten, zwischen konkreten und abstrakten Formstudien. Johanna Langenhoff spricht in „Ich oder so“ nicht nur persönliche, sondern auch hochaktuelle Fragestellungen nach gesellschaftlicher Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz an.
Der Preis, gestiftet von Ulla und Prof. Dr. Kurt Bartenbach, wird alle zwei Jahre vergeben. Mehr Infos
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln, Tel.: +49 221/888 95 300, E-Mail: photographie@sk-kultur.de, www.photographie-sk-kultur.de
Eintritt: 6,50 € (ermäßigt 4 €), erster Donnerstag im Monat freier Eintritt!
Öffnungszeiten: täglich außer mittwochs von 14 bis 19 Uhr
Am ersten Donnerstag im Monat geöffnet bis 21 Uhr: Es finden besondere Programmpunkte statt (Eintritt frei!).
Geschlossen 1.11., 24., 25., 26., 31.12. 2024 und 1.1.2025; geöffnet 27., 28., 29., 30.12.2024 sowie ab dem 2.1.2025 zu den gewohnten Öffnungszeiten.
Öffentliche Führungen finden wöchentlich jeweils sonntags um 15 Uhr statt. Thematischer Schwerpunkt jeweils am ersten Sonntag des Monats, siehe Homepage.