Heute in einer Woche ist endlich wieder Straßenkarneval! Die Stadt wird aus allen Nähten platzen, alles wird bunt und laut sein, aus allen Ecken wird man Songs in meiner geliebten Muttersprache hören, und die fünf tollen Tage werden alles sein – nur nicht alltäglich. Der Alltag hat im Karneval keinen Platz, wenn der Professor als Schweinchen, die Lehrerin als Krankenschwester, der Banker als Zorro und die Staatsanwältin als Rotkäppchen feiern gehen. Einfach mal raus aus allem, einfach mal (wer) anders sein, einfach mal fünfe gerade sein lassen und das Leben spüren.
Für mich ist Weiberfastnacht mit acht bis neun Auftritten immer ein sehr arbeitsintensiver Tag. Ich glaube, ich habe noch nie so richtig Weiberfastnacht gefeiert, weil ich ja seit meinem 14. Lebensjahr auf der Bühne stehe. Aber ich freue mich trotzdem unheimlich darauf, weil es ein fantastisches Gefühl ist, wenn man von gutgelaunten, ekstatischen, fröhlichen und feierwilligen Menschen so durch den Tag getragen wird. Egal, wo man hinkommt, die Leute haben Bock. Sie haben auf diesen Tag gewartet, regelrecht daraufhin gefiebert, Geld gespart, sich zum Kostüme basteln getroffen und Kneipenpläne geschmiedet. Und dann kann es endlich losgehen!
Wisst ihr, woran ich merke, dass ich ein echter Kölner bin und der Karneval offensichtlich tief in meiner DNA steckt? Es ist dieses Kribbeln. Dieses unbeschreibliche Kribbeln im Bauch, wenn man an diesem besonderen Donnerstag im Jahr schon vor dem Wecker wach wird, und die kölsche Musik auf dem ganz normalen Radiosender hört. Dieses Kribbeln, wenn man nicht routinemäßig die Klamotten aus dem Kleiderschrank holt, sondern das Kostüm schon sorgfältig parat gemacht seit Tagen bereit liegt und man es endlich tragen kann. Das Gläschen Sekt beim Schminken. Das nicht aufhörende Vibrieren des Handys, weil sich in allen Gruppen und von allen Freunden ein schöner Tag gewünscht wird – es fühlt sich an, als hätte man Geburtstag.
Wenn im KVB-Bus die sonst müde und schlechtgelaunten Gesichter ausgetauscht werden, durch zwar immer noch etwas müde, aber voller Vorfreude glückliche Gesichter in bunten Kostümen. Wenn man von irgendwo her eine „decke Trumm“ hört. Wenn man um viertel vor acht schon komplett fertig in der Jacke am Küchentisch sitzt, und sich zwingen muss bis acht Uhr dort sitzenzubleiben und abzuwarten, weil man ja erst um halb neun verabredet ist.
Foto: Dirk Loerper
Ach Karneval, du machst jedes Jahr irgendetwas mit mir. Das war schon immer so. Als Kind hätte ich jeden Rosenmontag dem heiligen Abend vorgezogen. Ich war nie zu bändigen, und der glücklichste Mensch. Das änderte sich auch nicht, als ich als Jugendlicher donnerstags das Haus verließ, und manchmal mittwochs erst wiederkam. Und auch heute mit reichlich Karnevalserfahrungen – glücklicherweise auch beruflicher Art – ist es nicht anders: Ich freue mich extrem auf nächste Woche. Es wird großartig!
Ich würde mir nur eines von Herzen wünschen: Geht nicht an die Substanz des Karnevals, denn es ist ein tolles Fest. Auf so vielen verschiedenen Ebenen. Da geht es nicht nur ums Saufen, sich gehen lassen und respektlos sein Ding zu machen. Es steckt mehr dahinter. Hört euch doch einfach mal in Ruhe die Songs an, die ich aktuell fast täglich mit euch singen darf. Darin ist eigentlich alles gesagt.
Maat üch ne schöne Fastelovend, genießt es – un Alaaf!
Üre Björn