Mein Lieblingszitat von John Lennon lautet: „Leben ist das, was passiert, während du fleißig andere Pläne schmiedest.“ (Original: Life is what happens to you while you’re busy making other plans.) Das hat glaube ich jeder von uns spätestens seit der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Die Kunst dabei ist, so schwer es manchmal auch fällt, den Optimismus zu bewahren und das Bewusstsein, dass alles im Leben für etwas gut ist. Alles hat einen Sinn.
Und so hat es mich mitten in den Planungen zu meinem „Kölle singt“-Konzert im RheinenergieStadion im Sommer, natürlich tief getroffen, als bekannt wurde, dass wir die Show dort nicht machen können. Die Entwicklungen in der Eventbranche haben die Veranstalter zu dieser Entscheidung gezwungen, hinter der ich voll und ganz stehe und die ich absolut mittrage. So schade es auch ist. Vor allem für sooo viele Menschen, die schon Karten gekauft haben und jetzt ihre Pläne für einen schönen Sommersamstag in Köln ändern müssen. Da kann ich total verstehen, wenn Leute sauer sind. Was mich aber extrem bewegt, gefreut und gerührt hat, waren so viele Nachrichten, die mir Mut gemacht haben, die sagten „Kopf hoch“ und dass ich nicht traurig sein solle. Wieder mal ein riesiger Beweis dafür, dass ich einfach die besten Fans der Welt habe! Diese Treue macht mich wirklich sehr glücklich und ich kann es kaum genug wertschätzen. Und so freue ich mich unheimlich, dass wir „Kölle singt“ doch 2023 noch machen können, und zwar „wie immer“ in der LANXESS arena am 1. Oktober. Drei Monate später als geplant, und statt Open Air in der Halle, aber am kölschen Gänsehautjeföhl in XXL ändert das nichts.
Foto: Dirk Loerper
Ein weiteres Lebens-Zitat aus der Psychologie lautet nämlich: „Was man beachtet, das wächst.“ Und so steht die große Vorfreude auf die Arena-Show deutlich über der Tatsache der traurigen Stadion-Absage, und es fühlt sich gleich besser an. Diesen Ansatz kann man übrigens wunderbar in alle Lebensbereiche übersetzen. Probiert es mal aus! Mit etwas Übung, kann man seine kostbare Zeit noch intensiver und zufriedener genießen.
Persönlich habe ich jedenfalls gelernt, dass ein zu verplantes Leben auch unglücklich machen kann. Eben weil sich Dinge spontan ändern können und man hier und da aus der Bahn geworfen wird. Ich bin es jobmäßig zwar gewohnt, dass ich zum Beispiel schon heute weiß, wann und wo ich im Sommer 2024 und 2025 auf der Bühne stehen werde. Das ist auch super so! Aber ich bleibe emotional flexibel, weil keiner weiß, was denn nun wirklich im Sommer 2024 so auf der Welt, in Deutschland, in Kölle und in meinem Leben los ist. Ich nehme mir fest vor, immer einen Blick auf die Waage zwischen „verplant“ und „planlos“ zu haben und deren Gleichgewicht anzustreben. Klingt auf den ersten Blick wie ein Oxymoron, funktioniert aber bisweilen sehr gut. Entspannt bleiben, Zufriedenheit und Glück suchen, neue Wege erforschen und das alles möglichst achtsam und bewusst. Das tut echt gut!
Jedenfalls haben sich durch die „Kölle singt“-Verschiebung natürlich auch meine Sommerpläne gewaltig geändert. Ganz spontan habe ich mich kurz nach Bekanntgabe der Fakten ins Studio verkrümelt, wo sich – wie aus dem Nichts – ein paar frisch geschriebene Songs plötzlich zu einem Ganzen entwickeln. Der Grundstein fürs kommende Studioalbum ist gelegt, und ich habe es kaum bemerkt. Bin ich froh, dass ich immer Beschäftigung finde. Langweilig wird mir jedenfalls nicht.
Dass John Lennon mit seinem eingangs erwähnten Zitat am Ende seines Lebens auf traurigste und dramatischste Art und Weise Recht behalten sollte, ist furchtbar. Es zeigt aber gleichzeitig, wie wahr diese Worte sind. Deshalb zitiere ich zum Schluss einfach mal mich selbst:
„Alles hät sing Zick, läv för der Augebleck, huh die Jläser, Hand op et Hätz, mir levve nit jestern, nit morje – mir levve JETZ!“
In diesem Sinne, wir lesen uns,
üre Björn Heuser